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Der Acatenango, ein 3976m hoher Vulkan im Süden von Guatemala, ist ein beeindruckender Berg. Der Grund: Man hat einen freien Blick auf den Vulkan Fuego, der direkt nebenan liegt und einer der wenigen dauerhaft aktiven Vulkane weltweit ist. Alle 5-20 Minuten bricht der Fuego aus und hinterlässt einen Lavastrom und eine Aschewolke. Wer meinen Blog verfolgt, der weiß, dass ich ein großer Fan von Vulkane bin (ich bin extra nach Island geflogen, um den Vulkanausbruch des Fagradalsfjall 2021 dort zu beobachten) und so war die Wanderung auf den Acatenango natürlich mein Highlight in Guatemala, auch wenn ich etwas höhenkrank wurde.
Die Wanderung auf den Acatenango
Die Wanderung auf den Acatenango Vulkan nehmen fast alle Touristen in Guatemala in Angriff. Und das trotz der vielen Höhenmeter, die man hinter sich bringen muss, einer Nacht im Zelt auf 3600-3700hm und der hohen Chance, höhenkrank zu werden.
Die Touren starten in Antigua, wo man sie auch direkt buchen kann, oder im Internet. Meine Tourenempfehlung für den Acatenango ist Gilmer Soy Tours (am besten per Whatsapp buchen). In Guatemala ist es sehr üblich, Touren über Whatsapp zu buchen.
Übernachtung vor und nach der Tour am besten in Antigua.
Die Tour startet morgens mit der Abholung vom Hotel in Antigua. Man fährt dann ca. 45 Minuten bis zum Tourenveranstalter, wo man ausgestattet wird mit allem was man benötigt. Am Vulkan wird es in der Nacht sehr kalt, hier kann man sich eine Jacke, Haube und Handschuhe leihen. Weiters würde ich empfehlen, einen Wanderstock für wenige Quetzales zu leihen, dieser hilft vor allem beim Abstieg, da es hier sehr rutschig ist. Wer seinen Rucksack nicht selbst tragen will, kann meist einen der Guides für einige Quetzales als Träger für das Gepäck anheuern. Wir haben uns dafür entschieden, alles selbst zu tragen. Eine Packliste für die Wanderung am Acatenango gibt es weiter unten.
Tipp: Unbedingt ca. 3 Liter Wasser pro Person mitbringen, dieses ist üblicherweise nicht in der Tour inkludiert.
Die Wanderung bis zum Acatenango Camp
Um etwa 10.00 startet man dann mit der Wanderung zum Campingspot. Der erste Teil führt mitten durch Felder und ist relativ steil und mit losem Vulkansand, der relativ rutschig ist. Nach ca. 45 Minuten gibt es die erste Pausenstation, wo man auch Crepes, Smoothies und vieles mehr kaufen kann. Ab hier wird es für wenige Minuten etwas flacher, bevor man dann viele Höhenmeter über Stufen hinter sich bringen muss. Ich habe in vielen Blogposts gelesen, dass es ab hier leichter wird, was ich aber so nicht unterschreiben würde – es wird zwar leicht flacher, aber dennoch geht man konstant bergauf und hat kaum ein wirklich flaches Stück dabei. Nach den Feldern kommt man in den Wald und bis zum Eingangstor, wo man die Registrierung ausfüllen muss und wieder eine Pause einlegt.
Dann geht es weiter durch den Wald bergauf mit einigen Pausen und einer Mittagspause bis zur Nebelgrenze, wo sich der dichte Dschungel lichtet und nur mehr wenige abgestorbene Bäume stehen. Bei den Pausenstationen gibt es fast überall die Möglichkeit, Wasser zu kaufen – die letzte Möglichkeit dafür ist aber bei der Station der Mittagspause. Angekommen über der Waldgrenze ist man bereits auf einer Höhe von 3300 Höhenmetern und ich merkte das an der Atmung. Wir hatten bei Soy Tours das Camp auf der rechten Seite vom Vulkan, die meisten anderen Camps befinden sich aber auf der anderen Seite, weshalb sich hier die Gruppen etwas teilen. Die letzten 200-300 Höhenmeter zum Camp legt man am Vulkanrücken eher flach und nur mehr ganz leicht ansteigend zurück, von hier aus hat man eine fantastische Aussicht ins Tal. Auf den letzten Metern zum Camp kann man bereits die Ausbrüche des Fuego sehen und hören, wie ein Donner eines Gewitters kracht es hier alle paar Minuten.
Übernachtung auf 3700hm mit Ausblick auf den Fuego
Wir kamen um ca. 15.00 ins Camp und hatten somit noch den ganzen Nachmittag dort. Wer noch Energie hat, kann ab dem Camp dann noch 5 Stunden hin- und retour zum Fuego wandern, allerdings geht man hier dann um 17.00 weg und kommt erst gegen 22.00 wieder zurück – weitere Kilometer und Höhenmeter. Unsere Gruppe blieb gesammelt im Camp, es wurde getratscht, entspannt, der Fuego und seine Ausbrüche beobachtet, fotografiert und der Sonnenuntergang genossen. Danach gab es Abendessen, einen „Gipfelschnaps“ und Lagerfeuer mit Marshmellows. Der Fuego und seine Ausbrüche sind ja bereits untertags einfach atemberaubend, aber kurz nach Sonnenuntergang wird es richtig speziell, denn sobald es dunkel ist, kann man auch die Lava erkennen, die sich bei jedem Ausbruch über dem Gipfel ergießt.
Um 22.00 waren dann bei uns fast alle bereits im Zelt, um für den nächsten Morgen fit zu sein. Die Zelte sind gut ausgestattet mit einer gemütlichen Matratze und warmen Schlafsack.
Fototipp: Ein gutes Foto der Lavaausbrüche vom Fuego benötigt lange Belichtungszeit, einen stabilen Untergrund (z.B. Stativ) und wahrscheinlich eine manuelle Einstellung des Fokus.
Sonnenaufgangswanderung auf den Acatenango
Um 4.00 wurden wir schließlich geweckt, um um 4.40 auf den Gipfel des Acatenango zu starten und der Sonne beim aufgehen zuzusehen. Ich bin ehrlich – die Meter auf den Gipfel waren für mich eine Qual, weil ich wegen der Höhe starkes Herzrasen hatte und ständig stehen bleiben musste, um mich zu beruhigen. Aber wir haben es geschafft und konnten einen genialen Sonnenaufgang am Gipfel beobachten. Es war hier auch ziemlich kalt, was bei einer Höhe von fast 4000hm auch nicht verwunderlich ist. Nach dem Sonnenaufgang ging es relativ zügig zurück zum Camp für eine Frühstück und dann den abschließend Abstieg. Das war vielleicht der Punkt der mich etwas gestört hat, weil ich gerne noch weitere Fotos gemacht hätte – aber wir waren tatsählich schon die letzten unserer Gruppe. Der Abstieg war eine Rutschpartie, allerdings fand ich es nicht so dramatisch, wie teilweise online geschildert. Wir hatten aber auch alle einen Stock, der einem viel Halt gab.
Packliste für den Acatenango
Ich habe inzwischen einige Übernachtungen am Berg hinter mir und weiß daher, was man alles einpacken muss – und vor allem, was man nicht einpacken sollte. Deshalb hier meine Empfehlungen.
Das wichtigste zuerst: Lasst alles, was unnötig ist, „zuhause“. Das Gepäck kann man üblicherweise im Hostel oder direkt beim Tourenveranstalter lassen – hier sollte alles rein, was man nicht benötigt, wie beispielsweise Ladekabel, Steckdosenadapter etc. Es gibt im Camp ohnehin keinen Strom, wo man sein Handy aufladen könnte. Die Tourenveranstalter haben bereits Zelt, Matten und Schlafsäcke am Berg, weshalb man diese auch nicht mehr mitschleppen muss.
In den Rucksack muss:
- 3 Liter Wasser pro Person oder genug Geld, um bei den Stationen noch welches zu kaufen – die letzte Wasserstation ist beim Mittagessen. Wasser ist sehr wichtig, um nicht höhenkrank zu werden!
- Taschenlampe für die Nacht im Camp (kann man üblicherweise leihen, ich kann aber auch die Stirnlampe von Ledlenser empfehlen.)
- Ein frisches Top – damit man die verschwitzte Kleidung wechseln kann, dann kühlt man nicht so schnell aus
- Warme Kleidung: lange Hose, Pullover, Jacke, dicke Socken – es kann 0 Grad oder weniger bekommen!! Daunenjacken kann man bei den meisten Veranstaltern leihen.
- Haube & Handschuhe (kann man üblicherweise leihen)
- Traubenzucker, Müsliriegel oder sonstiges – falls die Energie ausgeht. Auch das bereitgestellte Mittagessen muss man üblicherweise selbst tragen.
- Blasenpflaster
- Taschentücher oder Toilettenpapier
- Kleine Sonnencreme
- Zahnpaste + Zahnbürste + eventuell kleines Mikrofasertuch / kleines Handtuch
- kleine Haarbürste / Kamm
- Kamera oder Smartphone für Erinnerungen
- Für Fotografen: leichtes Reisestativ oder ein normales Stativ
Empfohlene Kleidung für die Wanderung ist eine Wanderhose oder Sporthose, ein Top und eine leichte Jacke zum drüberziehen. Bei der Wanderung bergauf wird man ohnehin ins Schwitzen kommen. Bei den Schuhen gilt natürlich je fester (Wanderschuhe), desto besser – aber auch mit Turnschuhen mit genügend Profil kommt man wunderbar auf den Berg.
Welches Kameraequipment ich verwende, habe ich in meinem Blogpost zu meiner Kameraausrüstung zusammengefasst.
Höhenkrank am Acatenango?
Was ist Höhenkrankheit
Ab einer Höhe von 2500-3000 Metern kann es passieren, dass man erste Symptome einer Höhenkrankheit zeigt. Das liegt daran, dass der Sauerstoff in diesen Höhen weniger wird, der Körper damit weniger Sauerstoff aufnimmt und das schlecht verarbeiten kann. Erste Symptome einer Höhenkrankheit sind Schwindel und Kopfschmerzen. Intensivere Symptome können Herzrasen oder Übelkeit sein bis zu Halluzinationen und der Bewusstlosigkeit. Der Gipfel des Acatenango liegt auf fast 4000m Höhe, weshalb es hier vielen Touristen passiert, dass sie leichte Symptome einer Höhenkrankheit zeigen.
Wie vermeide ich es, höhenkrank zu werden?
Wichtig ist es, auf dem Weg zum Camp und zum Gipfel viel zu trinken und in gemäßigtem Tempo nach oben gehen, um solche Symptome zu vermeiden. Auch wenn andere in der Gruppe sehr schnell gehen, sollte man immer auf den eigenen Körper hören und es definitiv nicht übertreiben. Als Asthmatiker sollte man natürlich den Notfallspray nicht vergessen.
Meine Erfahrung mit Höhenkrankheit am Acatenango
Mich selbst hat es am ersten Tag mit Schwindel ab 3500m und Kopfschmerzen im Camp (auf 3700m) erwischt. Bei der Sonnenaufgangstour am Gipfel hatte ich massiv Herzrasen, das mir dann wirklich Sorgen bereitet hat – bis ich mitbekommen habe, dass auch 2 weitere in der Gruppe darüber klagten. Bei uns in der Gruppe waren einige, die leichte Symptome einer Höhenkrankheit verspürten, insbesondere mit Kopfschmerzen.
Mein Fazit zur Acatenango Wanderung
Wie erwähnt, liebe ich Vulkane. Und so lässt sich nicht leugnen, dass der Acatenango a) der ausschlaggebende Faktor für eine Reise nach Guatemala war und b) natürlich mein Highlight war. Ich will nicht leugnen – die Wanderung war sehr anstrengend, technisch zwar nicht anspruchsvoll, aber die vielen Höhenmeter gehen sich nicht von alleine. Zudem war ich vorher nicht wirklich fit und deshalb ein bisschen außer Form. Aber ich würde es jederzeit wieder machen, die Vulkanausbrüche des Fuego waren wirklich beeindruckend. Die Tour würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen.
2 Kommentare
Ich war 2018 auch mit Gilmer dort. Ein sensationelles Erlebnis. Bei uns hat es allerdings die ganze Nacht geregnet und es gab da nicht diese solide Behausung, unsere Zelte standen verstreut am Hang, und durch den Regen floss das ganze Wasser mitten durchs Zelt 🙂
Deine Fotos sind so klasse, meine sind leider alle nichts geworden. Ist aber unvergesslich, wenn man morgens aufwacht und der Fuego gegenüber donnert und Lava spuckt. Danke für die tollen Erinnerungen!
Hi Stefan,
Ooooh Mann, da habt ihr aber wirklich ein Sauwetter ausgefasst. Aber schön dass du es trotzdem so unvergesslich gefunden hast – der Fuego ist einfach was besonderes 🙂
LG