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„Und, hast du dich schon wieder eingelebt in Österreich?“
Diese Frage ist die erste, die ich momentan von Freunden und Bekannten beim ersten Aufeinandertreffen gestellt bekomme. Was bedeutet es überhaupt, nach einem Auslandsaufenthalt wieder heimzukommen? Ich habe das ja jetzt schon 2x mitgemacht und möchte dazu kurz etwas erzählen.
“You will never be completely at home again, because part of your heart always will be elsewhere. That is the price you pay for the richness of loving and knowing people in more than one place.”
Heimkommen nach einem Auslandsaufenthalt ist ernüchternd
Ich kann mich noch gut an meine Ankunft nach meinem Auslandssemester in England vor einigen Jahren erinnern. Ich hatte einen katastrophalen letzten Tag in England, bei dem so ziemlich alles schief gegangen ist, was schief gehen konnte. Als ich dann am Flughafen in Wien abgeholt wurde, war ich einfach nur froh, wieder daheim zu sein. Die Erwartungen waren hoch. Ich wollte allen erzählen, wie es denn so war und dachte mir, dass jeder interessiert daran ist. Nach ein paar Tagen kam dann die Ernüchterung. Meine Freunde in Österreich haben sich so verhalten, als wäre nichts passiert, als wäre ich nie weg gewesen.
Für mich hat sich so viel verändert in diesen Monaten im Ausland, aber in Österreich war es fast so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Meine Freunde hatten großteils den gleichen Job, den gleichen Partner und die gleiche Wohnung. Mein Leben im Ausland veränderte für mich alles, aber für meine Umgebung war es nicht interessanter als ein Kurzurlaub in Italien. Dass diese Erfahrung viele Leute machen, stellte ich im Nachhinein dann fest, als ich mit anderen über dieses Thema sprach. Warum das so ist? Ich denke es liegt daran, dass sich niemand in das Erlebte hineinfühlen kann. Freunde und Bekannte verbinden nichts mit den Freunden, die man selbst kennengelernt hat, den Orten, die man besucht hat oder den Momenten, die man erlebt hat.
Man ist zwar heimgekommen, aber das Ankommen fällt schwer.
Um nicht nur heimzukommn, sondern auch anzukommen gibt es 2 Möglichkeiten. Man findet sich damit ab, dass das Leben wieder ähnlich wie vor dem Auslandsaufenthalt ist und versucht, sich wieder in dieses Leben einzugliedern, mit dem Wissen, um viele Erfahrungen reicher zu sein. Oder man ist enttäuscht darüber, dass sich niemand für das Erlebte interessiert, schwelgt in Erinnerungen und denkt ständig darüber nach, wie es wohl wäre, wenn man noch im Ausland wäre. Ich empfehle euch – wählt Variante A 😉
Tschüss LA, Hallo Österreich
Dieses Mal war alles etwas anders. Erstens, weil ich irgendwie schon vorbereitet war darauf und mir nichts erwartet habe, zweitens weil ich zwischen meinem Leben in Amerika und meiner Ankunft in Österreich noch fast 2 Monate gereist bin und drittens, weil ich nach Hause kam und eine elendslange Todo Liste und gleich wieder 2 Wochenendausflüge auf mich warteten.
Die ersten Wochen nach der Ankunft in Linz
Man würde ja denken, man kommt nach Hause, hat eine Willkommensparty, trifft sich ganz gemütlich mit Freunden und Familie und zeigt vielleicht ein paar Fotos her. Nicht so in diesem Fall.
Die ersten Tage wurden damit verbracht, Möbel für die neue Wohnung zu besorgen, Koffer auszupacken und zwischendurch mit meinen lieben Großeltern und meiner Familie zumindest etwas Zeit zu verbringen. Danach ging es für mich ins Ländle (Vorarlberg) zu der lieben Sabine und ihrer Familie, die mich mit so viel Herzlichkeit empfangen haben, dass ich keine Sekunde daran verschwenden konnte, darüber nachzudenken, dass ich nun wieder ein komplett anderes Leben habe. Kurz darauf startete ich in einem neuen Unternehmen mit einem neuen Job, ging für ein Wochenende Schifahren und hatte mit Wohnung, Blog, Fotoalben und Freunde treffen kaum einen Moment, durchzuschnaufen.
Die letzte Woche hat sich dann all der Stress bemerkbar gemacht und ich habe gespürt, dass ich etwas zurückschalten muss. In den Momenten der Ruhe denke ich dann darüber nach, wie viel in den letzten Monaten passiert ist und ich kann es kaum glauben, dass ich wieder in Österreich bin und mein Leben in Amerika Geschichte ist.
Dabei spüre ich allerdings keine Trauer, sondern Freude darüber, das alles erlebt zu haben. Ich bin so dankbar dafür und zu kleinen Teilen ein bisschen stolz, dass ich das alles auf die Reihe bekommen habe. Ein bisschen Wehmut ist natürlich dabei und wird sicherlich noch stärker.
Heimgekommen bin ich. Angekommen? Ich denke noch nicht ganz 😉
Fragen?
Einige Antworten zu Fragen die ich zu 100% von jeder Person aktuell gestellt bekomme:
Wie war dein Aufenthalt in LA?
Einfach nur der Wahnsinn.
Würdest du es wieder tun?
Ja
Wie ist es wieder in Österreich?
Stressig, nass und kalt. Aber sonst aktuell ganz schön.
Hast du schon wieder Fernweh?
Notiert euch die Antwort im Kalender, weil diese Antwort wird es wohl kaum jemals wieder von mir geben: NEIN. Nach den vielen Reisen und dem Aus-dem-Koffer-leben ist es momentan so beruhigend, einfach mal an einem Ort zu sein, dass ich aktuell nicht weg möchte.
Würdest du gerne nach Amerika zurückgehen bzw. dort länger wohnen?
Ich weiß es nicht. Ich habe mein Leben dort geliebt und könnte mir vorstellen, dort länger zu leben. Jetzt gerade bin ich immer noch daran, mich wieder an mein Leben in Österreich zu gewöhnen und meine kilometerlange Todo-Liste abzuarbeiten, dass ich nicht das Bedürfnis habe, wegzugehen. In ein paar Wochen sieht die Welt aber sicherlich anders aus 😉
Hast du schon wieder Reisepläne?
Klar, wäre ja sonst nicht ich 😉
Wo geht es als nächstes hin?
Das verrate ich (momentan) noch nicht, aber ihr seht es auf meinem Blog, Instagram und Facebook
2 Kommentare
Hallo Sabi, ja, das ist so mit dem Ankommen und Heimkommen, wie du es beschrieben hast. Wie ich aus Österreich wegzog, hatte ich überhaupt keine Erwartungen an die Plätze im Ausland. Folgedessen war das Einleben „leicht“. Ohne Erwartungen kann man nur gewinnen. Als ich den Koffer in der ganz neuen Wohnung im ganz neuen Land zum ersten Mal abstellte, war da nur ein Vorausschauen und Staunen. Nur ein Vorwärtsschauen. Und ein Offensein für alles Neue. Und siehe da, Schritt für Schritt wurde aus dem ersten Kofferabstellen eine neue Lebensgeschichte. Jedesmal ein wunderschöner neuer Lebensabschnitt. Manchmal sage ich, man lebt mehrere Leben in diesem einen Leben.
Also, nach dem ersten „Ankommen“ im neuen Land entwickelte sich Minute für Minute, Stunde für Stunde, Woche für Woche, Monat für Monat ein neues Märchen. Ich wusste auch immer, dass ich im neuen Land nicht für ewig bleiben würde, deswegen sog ich alles Neue in mich auf. Die wunderschöne Landschaft, die neuen Kulturen, unsere wunderbaren Freunde. Je offener man in die Welt geht, desto offener kommt uns auch die Welt entgegen, desto mehr Freunde und wirkliche Freunde werden uns am Weg begegnen. Und „wir“ müssen uns nach den fremden Kulturen richten, uns vorsichtig nähern und schätzen, wenn wir mit offenen Armen aufgenommen werden. Das hab ich speziell in Südkorea erfahren. Wir haben uns wertschätzend in die koreanische Gesellschaft eingefügt. Und wurden reichlich belohnt mit den intensivsten koreanischen Freundschaften.
Das Abschiednehmen tat jedesmal sehr weh. Von Südafrika und von Südkorea weg nach Österreich. Ich wusste, unsere südafrikanischen und koreanischen Freunde werden wir nicht mehr so schnell sehen. Es waren intensive Freundschaften. Aber, ich hatte die Zuversicht, wir fahren ja zurück nach Österreich, und dort ist ja Heimat, deswegen ist das Heimkommen ja „leicht“. IRRTUM!!! Ich wusste, wie meine Heimat Österreich ist. Hatte dann viel zu große Erwartungen. Ich war natürlich voller Erinnerungen vom Ausland, kann dann meinen Freunden zu Hause alles erzählen. Nochmal IRRTUM!!! Das Loch, das wir bei den Freunden in Österreich hinterliessen, hatte sich geschlossen. Ich musste mich wieder neu einleben. Die Menschen um uns herum konnten ja unser Erlebtes nicht teilen. Außerdem kam ich darauf, dass sie alle auch ein stolzes Leben in Österreich führten, während wir nicht hier waren.
Mit der Zeit hörte ich auf, alles mit Südafrika oder Korea zu vergleichen. Stück für Stück kam ich wieder zurück in die Heimat. Aber, Heimat ist für mich dort, wo ich Wurzeln hinterlassen hab. Es gibt für mich mehrere Heimaten. Ich sag halt – „meine 2. Heimat“. Ich fühle immer für die Plätze, wo ich länger gelebt habe. Dort sind auch immer meine Gedanken. Ich kann nicht dort sein, aber ich weiß, wie es dort aussieht, wie die Menschen dort leben. Und mit manchen Freunden sind wir immer noch im Kontakt.
Durch das längere Leben an anderen Plätzen der Welt tragen wir auch permanent eine große Welt in uns. Und es gibt immer wieder Menschen, die wir durch unsere Erinnerungen und Erfahrungen inspirieren können, die uns zuhören. Umgekehrt lernen auch wir, zuzuhören. Ich dachte immer, das Heimkommen nach Österreich geht ganz schnell. Vielleicht 14 Tage. Naja, vielleicht auch 1 Monat. Aber NEIN – für mich dauerte es 2 Jahre. 2 ganze Jahre. Dann erst hatte ich wieder das Gefühl – „ich bin angekommen“!
Aber, Sabi, durch das längere Leben im Ausland tragen wir einen großen Schatz, einen großen Reichtum in uns. Dafür sind wir dankbar. Das Ankommen oder Heimkommen ist nicht so wichtig, Hauptsache wir finden immer wieder unseren neuen Reichtum in der Welt und natürlich in unserer Heimat Österreich. Und, wo wir sind, finden wir einen besonderen Platz, in unseren Familien, bei unseren Freunden.
Österreich ist ein wunderschönes Land. Ein Land zum Bleiben, zum Wohlfühlen und auch zum neuen Pläne schmieden. Alles ist offen. Aber, wir dürfen nie aufhören, zu staunen. Unser Leben ist eine ständige innere und äußere Reise. Reisen zu dürfen ist ein Schatz, ein großes Geschenk. Es ist toll, wenn wir die Gelegenheiten zum Reisen nützen. Auch, wenn wir von zu Hause mit kleinem Rucksack für einige Tage weggehen, zu Fuß, ist es eine Reise. Eine große Reise ins eigene Innere. Eine große Reise in die Freiheit. Eine große Reise zum Staunen!
Wow, so ein langer Kommentar und ein ganz toller und wertvoller. Es ist sehr schön eine zweite Heimat zu haben und zu wissen, dass man überall auf der Welt Freundschaften geschlossen hat und andere Kulturen kennenlernen darf. Ich hoffe, die guten Freundschaften bleiben bestehen, so wie es auch bei mir immer noch mit einigen aus meinem Auslandssemester ist 🙂