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La Paz… Die gefährliche Stadt in Bolivien, die von vielen Reisenden nur als Übernachtungsstopp vor der Salar de Uyuni angesteuert wird, war für mich eine der positivsten Überraschungen überhaupt.
Wenn man sich so manche Erfahrungsberichte lest oder auch mit Leuten spricht, bekommt man oft das Gefühl, dass La Paz keine Reise wert ist und dass es sich nicht lohnt, der Stadt Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn man aber in den quirligen Straßen dieser Stadt unterwegs ist und spätestens wenn man einen Ausblick auf die gewaltigen Ausmaße der auf vielen Hügeln erbauten Stadt bekommt, dann wird man vom chaotischen Charme und dem eigenartigen Flair in La Paz einfach mitgerissen. Deshalb will ich euch meine Highlights in La Paz vorstellen und auch ein paar Tipps für einen gelungenen Aufenthalt geben.
La Paz im Überblick
La Paz ist nicht, wie die meisten denken, die Hauptstadt Boliviens, sondern Sucre, das übrigens auch einen Besuch wert ist. La Paz ist aber Verwaltungssitz und weltweit höchster Verwaltungssitz und für so manchen Einheimischen die „insgeheime“ Hauptstadt. Um die 2 Millionen Einwohner leben in der (wenn man das inzwischen eigenständige El Alto einschließt) auf 3200- 4150m über Seehöhe erbauten Stadt. Generell gilt in La Paz: Je höher gelegen, desto ärmer die Viertel. Der Flughafen in La Paz liegt in der Stadt El Alto.
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La Paz & die Höhenkrankheit
Wer nach La Paz reisen will, dem würde ich eher empfehlen, den Landweg zu nehmen, oder von einer anderen Stadt in Südamerika zu fliegen. Warum? Ganz einfach wegen der Höhe. Viele Reisende werden höhenkrank und La Paz liegt deutlich höher als andere Städte in der Umgebung. Viele Reisende, die mit dem Flieger ankommen, haben schwere Probleme, sich hier zu akklimatisieren. Höhenkrankheit ist nämlich absolut kein Spaß (Schwindel, Kopfschmerzen), speziell die ausgeprägten Formen (mit Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost und vielem weiterem) nicht.
Tagesausflugstipp: Mountainbiken auf der „Worlds most dangerous road“
Die gefährlichste Straße der Welt ist deswegen so gefährlich, weil sie so schmal ist, dass 2 Autos nebeneinander kaum Platz finden und es steil abfällt direkt neben der Straße. Als Tourist hat man die Möglichkeit, hier mit dem Mountainbike bergab zu fahren. Die Touren sind sicher und auch ein sicheres Abenteuer 🙂
Seilbahn fahren in La Paz
Aufgrund des vielen Verkehrs und der schlechten Luft durch die Autos, wurde beschlossen, ein öffentliches Verkehrsnetz zu erbauen. Da in La Paz viele Höhenmeter zu überwinden sind, entschied sich die Stadt statt für eine Ubahn oder eine Straßenbahn, auf Seilbahnen zu setzen. Die letzten Jahre wurde hier kräftig investiert und inzwischen gibt es 8 Seilbahnen, die die verschiedensten Stadtbereiche verbinden. Bis 2030 wäre geplant, dass es 16 verschiedene Seilbahnen geben soll.
Eine Seilbahnfahrt kostet 3 Bolivianos, wenn man umsteigen will in eine andere Seilbahn, muss man ein weiteres Ticket lösen (damit dann 6 Bolivianos). Die Fahrten dauern meist so ca. 10 Minuten, je nachdem, in welcher Station man zusteigt. Für Touristen empfiehlt sich eine Fahrt mit der roten oder der blau/lila Gondel nach El Alto (auf dem Weg und oben gibt es einen tollen Ausblick), eine Fahrt mit der blauen Gondel über La Paz.
Wie viel Zeit in La Paz einplanen & wo übernachten?
Wir hatten aufgrund der vielen Berichte, dass die Stadt so gefährlich sei, nur einen vollen Tag und den Abend davor eingeplant, um La Paz zu besichtigen. In dem Tag konnten wir alles genannte besichtigen, allerdings haben wir den Tag ziemlich strategisch durchgeplant, als uns die Dimensionen von La Paz bewusst wurden. Einen Tag benötigt ihr mindestens, um ein paar der Highlights abzuklappern, wer aber nicht um 7 in der Früh losstarten will und ohne Mittagessen herumlaufen will, dem empfehle ich zumindest 1 1/2 Tage.
Übernachtet haben wir im Doppelzimmer in der Loki Boutique, ein Hostel bzw. Boutique, das ich sehr empfehlen kann. Die Lage ist toll (mitten in Downtown) und die Zimmer waren super.
Sehenswertes in La Paz – 6 Highlights die bei einem Besuch nicht fehlen dürfen
Eine Fahrt mit einer der Seilbahnen von La Paz
Wie bereits oben erwähnt, gibt es inzwischen 8 Seilbahnlinien, Tendenz steigend. Und mit mindestens einer solltet ihr in La Paz fahren. Sehr empfehlen würde ich die rote Linie um nach El Alto zu gelangen – unbedingt einen Blick nach unten werfen müsst ihr kurz vor der Mittelstation, denn dort sieht man auf den Friedhof, der Ausmaße hat, die man sich in Österreich kaum vorstellen kann.
El Alto
El Alto ist inzwischen aufgrund seiner Größe eine eigene Stadt, die direkt an La Paz angrenzt. El Alto befindet sich auf über 4000 Höhenmeter und ist als die gefährliche Stadt bei La Paz bekannt. Dort leben großteils die ärmeren Menschen. Warum ich es dennoch unter die „Sehenswürdigkeiten“ von La Paz gebe? Erstens ist El Alto aufgrund vieler toller Orte einen Ausflug wert (dazu gleich mehr) und ich kann von meinem Ausflug behaupten, dass ich El Alto nicht gefährlich empfand, es kommt aber natürlich auch ein bisschen auf die Vorbereitung an. Wer mit einer Rolex auf dem Armgelenk durch die Gegend schlendert oder in der Nacht nach El Alto fährt darf sich nicht wundern, wenn er überfallen wird. Mein Freund und ich hatten dunkle Alltagskleidung an, mit der wir nicht so aufgefallen sind, die Kamera im Rucksack (ich habe in El Alto mit meiner kleinen Unterwasserkamera fotografiert) und wir trugen keinen Schmuck oder sonst irgendwie teure Accessoires.
Empfehlen kann ich, mit der roten Gondel bis nach El Alto hochzufahren (Startet in der Station Central oder beim Friedhof) und dann in die blaue Gondel umzusteigen. Die blaue Gondel fährt über den Dächern der Hauptstraße von El Alto entlang. Hier kann man einen ersten Einblick in die Stadt von oben gewinnen. Bei der Endstation (Rio Seco) empfiehlt es sich dann auszusteigen und kurz in den Trubel zu mischen, denn hier ist ein Markt und viel los. Auch einen Hexenmarkt findet ihr in El Alto. Sehenswert in El Alto sind auf jeden Fall die Häuser von dem Künstler Mamani Silvestre. Diese erkennt ihr sofort (bereits von der Gondel aus), denn die Architektur ist einzigartig. Über 70 Häuser hat Mamani Silvestre in El Alto inzwischen gebaut, sein Ziel ist es, mit spannender Architektur das Stadtviertel aufzuwerten. Wir sind dann mit der blauen Gondel wieder 2 Stationen zurückgefahren und von dort aus zu Fuß bis zur Station der roten Gondel gefahren. Hier findet man nämlich das „Iron Man“ Haus und eine Straße, wo ein Handel mit Autoersatzteilen nach dem nächsten kommt. In der Av. 16 de Julio bekommt man wirklich alles für das Auto. Wir haben uns hier nicht unwohl gefühlt, es war eine Straße wie jede andere, wobei man laut anderen Touristen, die wir nachher getroffen haben, man hier aufpassen soll.
Mirador Killi Killi – die beste Aussicht auf La Paz
Die genialste Aussicht auf die Stadt bekommt man vom Mirador Killi Killi. Der Hügel liegt mitten in der Stadt und bietet eine 360 Grad Aussicht auf La Paz. Da hier leider keine Seilbahn hoch geht, muss man sich die Aussicht allerdings erarbeiten, wenn man nicht mit dem Taxi fahren will. Die Aussicht ist es aber wert, vor allem zu Sonnenuntergang. Tipp: Da die Sonne hinter einem der hohen Hügel untergeht, empfiehlt es sich mindestens eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang beim Mirador zu sein, dann erlebt man die Stadt noch in schönem goldenem Licht, bevor die Sonne verschwindet.
Downtown La Paz, Plaza Murillo & Plaza San Francisco, Miraflores
Downtown La Paz mit dem Hauptplatz Plaza Murillo (mit der Kathedrale, dem Kongress und dem ehemaligen Regierungssitz), dem Plaza San Francisco, auf dem regelmäßig Demonstrationen und Streiks abgehalten werden, sollte man auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Auch ein Denkmal zu Ehren der Freiheitskämpfer findet man hier, viele Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Auch der ursprüngliche Hexenmarkt ist hier. Da dieser unweit vom Plaza San Francisco liegt, waren wir kurz dort, wobei es inzwischen nur mehr ein Touristenmarkt mit einem Geschäft mit Touristenramsch nach dem anderen ist. Vereinzelt sieht man noch die Lamafötus, aber es ist sicherlich nicht einmal mehr irgendwie so, wie es ursprünglich einmal am Hexenmarkt war.
Valle de la Luna
Das Valle de la Luna, das Tal des Mondes (das eigentlich nicht wirklich ein Tal ist), hat wirklich viele bizarre Felsformationen, die ein bisschen an die Oberfläche des Mondes erinnern. Es gibt dabei einen Rundweg, für den man eine halbe Stunde oder vielleicht eine Stunde (wenn man sich Zeit lässt) einplanen kann. Eintritt beim Valle de la Luna ist 15 Bolivianos.
Das Valle de la Luna liegt etwas außerhalb der Stadt und ist am bequemsten mit dem Taxi (oder Uber, Cabify) um ca. 7 Euro zu erreichen. Günstiger ist eine Fahrt mit einem der Busse, dazu muss man aber da Bussystem in La Paz durchschaut haben. Die Busse in La Paz sind Kleinbusse bzw. ähnlich wie Taxi Collectivo, in deren Frontscheibe Zettel kleben, auf denen die Destination steht. Wer mit dem Bus fahren will, muss sich beim Fahrer erkennbar machen auf der Straße, damit der Bus stehen bleibt). Die Busse zum Valle de la Luna starten vom Plaza San Francisco und benötigen so ca. 45 Minuten.
Cancha Chualluma
Seit 2019 gibt es in La Paz eine neue Attraktion für Touristen. Ein Künstler entschied sich, das Armenviertel Cancha Chualluma bunt und mit vielen grafischen Elementen zu bemalen, um das Viertel aufzuwerten. Die Motive sind dabei traditionelle bolivianische Frauen und die Art und Weise wie sie leben und arbeiten. Die Malereien sind momentan (Oktober 2019) immer noch im Gange und sind wirklich sehenswert. Es gibt vorort auch eine Karte, auf der eingezeichnet ist, wo sich welche Murals befinden.
Ich bin mir sicher, wer noch etwas mehr Zeit mitbringt, der wird viele andere spannende Straßen in La Paz entdecken, aber diese Sehenswürdigkeiten und Ausflüge waren meine Highlights.
Und jetzt zum Abschluss noch ein paar Bilder von La Paz und El Alto: