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2 Wochen Südamerika alleine, so manches Wochenende alleine, ich bin tatsächlich ab und an ohne Reisepartner unterwegs. Wenn ich erzähle, dass ich solo losziehe, bekomme ich oft einen schiefen Blick zu spüren, oder aber auch die direkte Frage, warum ich mir das denn antue, das wäre doch langweilig. Nein, ist es für mich tatsächlich nicht und ja, zum Teil stimmt das. Deshalb will ich euch meine Sicht auf das alleine reisen zeigen und ich bin auch gespannt, ob sich hier noch andere Alleinreisende finden, die mir ihre Erfahrungen nennen wollen.
Die positiven Seiten am alleine reisen
Besser alleine reise als überhaupt nicht
Es gibt niemanden der Zeit, Lust und die finanziellen Mittel hat, mit mir zu verreisen? Dann ziehe ich lieber alleine los, als all meine Träume aufzusparen, bis ich jemanden finde, der mit mir reisen kann. Ich finde es auch absolut bewundernswert, wenn jemand aus diesem Grund eine Reise antritt, obwohl die Person damit absolut aus ihrer bzw. seiner Komfortzone geht. Mit jeder Reise, die man alleine antritt, wächst das Selbstvertrauen und wenn es anfangs vielleicht nur ein Wochenendausflug im eigenen Land war, so traut man sich beim nächsten Mal vielleicht schon mehr zu. Und so lassen sich viele Träume verwirklichen.
Besser alleine reisen als mit dem falschen Reisepartner
Den falschen Reisepartner zu haben, kann absolut nach hinten losgehen und um das zu vermeiden, packe ich lieber alleine meine Taschen und mache mich auf in die weite Welt. Damit vermeide ich unnötige Diskussionen im Vorfeld, Frust während der Reise und eventuelle Streitereien nach der Reise. Meine Freunde kenne ich inzwischen so gut (und sie mich), dass ich einschätzen kann, wen ich auf welche Reise mitnehmen kann, ohne dass ein Gezanke passiert oder einer von beiden frustriert ist (wobei das Gezanke nie auszuschließen ist, irgendwann ist man immer anderer Meinung). Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass oft das Bauchgefühl im Vorhinein ganz gut sagt, ob man eine Reise mit der Person antreten sollte oder nicht. Jeder hat unterschiedliche Vorstellungen, wie er seinen Urlaub verbringen will und wenn die Vorstellungen nicht zusammenpassen, dann hat eine gemeinsame Reise keinen Sinn. Vor allem die folgenden beiden Punkte sind mir bei Reisen aufgefallen:
Die Reiseplanung und die Flexibilität
Insbesondere bei Reisen, wo ich schon gewisse Vorstellungen habe, was ich sehen will, was ich machen will und wie ich in etwa meinen Tagesablauf anlegen will, ist es oft schwierig diese Reisevorstellungen mit einer anderen Person abzustimmen. Wenn ich eine Reise oder ein Wochenendabenteuer plane, wäge ich immer erst ab, ob ich für das, was ich mir vorstelle, einen Reisepartner habe. Wenn ich das Gefühl habe, ich müsste zu viele Kompromisse eingehen, um nicht alleine zu sein, und könnte dadurch vieles, was ich mir persönlich wünsche, nicht umsetzen, dann ziehe ich lieber solo los.
Der Reisetyp
Wanderungen, Sonnenuntergänge, Abenteuer, auf den Beinen von früh bis spät – das ist eine Reise mit mir. Ich habe eben Hummeln im Hintern, kann nicht lange still sitzen, liebe es zu fotografieren und liebe die Farben eines Sonnenuntergangs. Auf Reisen alleine nehme ich mir für die Fotografie alle Zeit der Welt, was mir immer große Freude bereitet. Während ich dieser Reisetyp bin, gibt es andere, die auf weitaus andere Aspekte Wert legen. Dort muss ein Tag gemütlich angegangen werden, ein ausgiebiges Frühstück wird genossen bevor man sich auf den Strand legt und fotografiert wird nur mit dem Smartphone. Ich versuche dann auf Reisen immer darauf zu verzichten, mir viel Zeit für Fotos zu nehmen oder auch auf die Sonnenuntergänge zu verzichten, aber ab und an will ich das auch machen und bisher kam es dann immer nur zu Streitereien, was mir und der anderen Person sowohl vorort, als auch im Nachhinein viele Nerven gekostet hat. Hier ist das Potential an Frust natürlich hoch wenn man da nicht einer Meinung ist und es kann eine Reise für einen selbst, als auch den Mitreisenden ziemlich verderben, wenn immer jemand auf etwas verzichten muss. Ab und an genieße ich so gemütliche Reisen auch (wie zB in der Domrep), aber generell bin ich doch eher der Entdecker. Welcher Reisetyp bist du?
Die Bekanntschaften
Bekanntschaften auf Reisen sind etwas besonderes. Die meisten halten nicht ewig, oft kommt man nur kurz ins Gespräch, aber gerade das passiert hauptsächlich, wenn man alleine reist. Während meiner Zeit in Amerika habe ich viele Leute kennengelernt, was ich wahrscheinlich, wäre ich nicht alleine dort gewesen, nicht getan hätte. Die meisten der Bekanntschaften gehen nach wenigen Stunden oder Tagen getrennte Wege, aber dennoch lernt man vieles über andere Kulturen und Menschen wenn man sich austauscht. Und manche Bekanntschaften bzw. Freundschaften halten ewig.
Die Ruhe
Manchmal tut es gut, einfach abzuschalten und nicht ständig jemanden um sich zu haben. Wenn ich alleine auf Reisen bin, bin ich am produktivsten, was jegliche Art von Computerarbeit angeht. Ob es ist, dass ich Blogposts schreibe, meine Fotos aussortiere, kreativ bin – vieles mache ich dann am Abend nach einem abenteuerlichen Tag oder im Zug oder Bus wenn ich wohin reise.
Das Selbstbewusstsein
Nach jedem Abenteuer das man bestreitet, ist man ein bisschen stolz auf sich, dass man sich darauf eingelassen hat, die Reise vielleicht selbst geplant hat, selbst mit dem Mietwagen gefahren ist, manche Ängste überwunden hat. Das gilt sowohl für Reisen mit anderen, als auch alleine, aber wenn man alleine unterwegs ist, stärkt das noch viel mehr das Selbstbewusstsein. Eine Nacht auf einem verlassenen Parkplatz im Auto alleine? Die Angst ist größer als wenn man einen Reisepartner mit hat, das kann ich euch sagen. Die überstandene Nacht im Auto alleine? Yes! Das war nur ein Beispiel, aber mit jedem Abenteuer, das man alleine bestreitet, lernt man seine persönlichen Grenzen neu kennen und gewinnt viel an Erfahrung und Selbstbewusstsein. War es für mich noch vor einigen Jahren undenkbar, dass ich je zu Sonnenaufgang auf einen Berg wandere (in der Gruppe), so habe ich inzwischen sogar meine persönliche Angstgrenze einer Sonnenaufgangswanderung alleine auf den Berg überwunden.
Die Kosten
Das mag zwar jetzt viele überraschen, dass ich die Kosten als positiven Punkt beim alleine reisen aufzähle, aber alleine reisen kann, wenn man in Hostels übernachtet, wesentlich günstiger kommen als mit Mitreisenden, was jedoch auch vom Mitreisenden abhängt. Fast alle meiner Freunde finden jegliche Art von Mehrbettzimmern (egal ob Hostels oder Berghütten) schrecklich und würden nie in solchen übernachten, selbst wenn es um ein vielfaches günstiger wäre. Generell sehen mich viele oft entsetzt an, wenn ich erzähle, dass ich in einem Hostel geschlafen habe, oder bei einer Familie (wie zB in Kuba) oder in einem Airbnb. Auch das ist natürlich vom Reisetyp abhängig, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele eine schicke Unterkunft einer günstigen Unterkunft vorziehen. Für die, die wenig unterwegs sind, ist eine Reise eben etwas außergewöhnliches und sie wollen sich dann einfach etwas außergewöhnliches und gutes leisten und geben dafür gerne mehr Geld aus, was auch total legitim ist, sind sie einfach andere Reisetypen als ich es bin. Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, dann ist aber das Budget knapp und man übernachtet gerne in Hostels, im Auto, Airbnb, Casas, im Zelt oder sonst irgendwo. Mir sind meine Reisen wichtig, mir macht es Spaß, ich liebe es unterwegs zu sein, aber ich könnte es mir nicht leisten, immer im Hotel mit Seeblick zu übernachten. Für mich ist eben eine Unterkunft in vielen Fällen nur ein Bett in dem ich meine Nacht verbringen kann, weil ich untertags ohnehin unterwegs bin. Da ist mir die Lage, der Ausblick oder der Luxus relativ egal.
Die Bloggerreisen
Dieser Fakt fällt natürlich bei den meisten anderen Alleinreisenden weg, aber bei mir ist das ein großer Punkt. Ich werde ab und an auf Pressereisen / Bloggerreisen eingeladen, was aber auch bedeutet, dass die Reise für mich dann eigentlich mehr Arbeit als Vergnügen ist. Bei diesen Reisen finde ich persönlich es unheimlich mühsam, jemanden zweiten dabei zu haben, der selbst nichts mit Blogarbeit zu tun hat. Auf diesen Reisen fotografiere ich nämlich ganz bewusst für den Blog, gebe mir extra Mühe, coole Fotos zu bekommen, weil ich ja dort bin, um zu arbeiten und um euch dann ordentlich davon berichten zu können. Außerdem notiere ich mir vieles, probiere Programmpunkte aus, habe vielleicht sogar einen fixen Ablauf vorgegeben, wie die Reise stattfinden soll – und das frustriert natürlich die Reisebegleiter, für die eine Blogreise ja nur eine „Gratis-Reise“ ist. Wer sich dann noch extra Urlaub nimmt, ist natürlich extra genervt. Der Nachteil, wenn ich hier alleine reise, ist natürlich immer, dass ich mir schwer tue, stimmungsvolle Fotos von Personen zu machen. Aber mein Stativ, mein Kamera-Selbstauslöser und ich sind inzwischen gute Freunde geworden.
Die Schattenseiten der Reisen alleine
Alleine zu reisen hat natürlich nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile.
Erfahrungen teilen
Wenn man eine richtig coole Erfahrung gemacht hat, ein richtig tolles Erlebnis hat, dann ist es doch oft sehr frustrierend, wenn man diese Erfahrung nicht mit einer anderen Person teilen kann. Die Erinnerung wird einem immer im Herzen bleiben, aber später kann man nicht zu seinen Freunden sagen „Weißt du noch, damals, als….“.
Die Sicherheit
Insbesondere als Frau wundert man sich im Vorhinein bei Reisen oft, ob das gewählte Reiseland oder die gewählte Reiseart sicher ist. Dabei gilt natürlich, dass man sich vorbereitet und weiß, wie man sich in dem Land zu verhalten hat. In muslimischen Ländern beispielsweise sollte man sich entsprechend kleiden, vielleicht in diversen Regionen auch ein Kopftuch tragen, zum einen, um die Kultur zu berücksichtigen, zum anderen aber auch, um weniger aufzufallen. In anderen Ländern sollte man die Unterkunft nach Sonnenuntergang nicht verlassen, keine Wertgegenstände mitnehmen, keinen teuren Schmuck tragen und so weiter. Dazu gibt es noch ein paar richtig coole Gadgets, die man mitnehmen kann, um sich etwas zu sichern. Zum Beispiel macht es Sinn, Geld am Körper in einem kleinen Täschchen zu tragen (wie zB in dem hier *), oder einen Taschenalarm (wie zB den hier *) mit sich zu tragen. Als Frau muss man leider auch damit rechnen, dass einem Männer hinterhergaffen oder nachpfeifen.
Die Angst
Angst auf Reisen ist natürlich weniger toll. Insbesondere, wenn es wirklich um die eigene Sicherheit geht, ist Schluss mit lustig. Wenn es aber einfach nur die Angst vor dem Unbekanntem ist, weil etwas außerhalb der eigenen Komfortzone liegt, dann kann man über sich selbst hinauswachsen.
Einsam sein
Es kann natürlich auf Reisen alleine vorkommen, dass man sich einfach einsam fühlt. Mir ist das bisher nie passiert, weil ich noch nie so lange unterwegs war, außer damals in Amerika, wo ich aber viele Freunde gefunden habe, aber ich weiß, dass es die meisten Alleinreisenden nach ein paar Wochen doch oft trifft. Was hilft? Ich weiß es nicht, weil ich nicht aus Erfahrung sprechen kann. Ich denke, dass der Austausch mit den Freunden zuhause hilft, um gewisse Phasen zu überbrücken, aber schlussendlich kann es wohl am meisten helfen wenn man sich auf den Reisen wie oben geschrieben, mit anderen austauscht und neue Bekanntschaften schließt.
Die Kosten
Den gleichen Punkt wie bei den Vorteilen gibt es leider auch bei den Nachteilen. Ist man als Alleinreisender weniger der Typ, der gerne in Hostels nächtigt, wird eine Reise wesentlich teurer als zu zweit oder mit mehreren Personen. Auch die diversen Ausflüge können oft tiefer in die Tasche greifen. Will man sich beispielsweise ein Auto leihen, kann man sich natürlich die Kosten dafür nicht aufteilen, sondern muss sowohl Miete, als auch Versicherung und Benzin selbst zahlen.
Alleine essen
Es gibt etwas, was ich wirklich am solo reisen hasse und das ist, alleine zu essen. Wenn man in Restaurants speisen möchte, beginnt es schon bei der Platzauswahl, wo man meist noch gefragt wird, wann die zweite Person kommt, dann bekommt man zwischenzeitlich mitleidige Blicke zugeworfen, weil man ja alleine ist und schlussendlich beim Essen.
Manches funktioniert nicht alleine
Eine schwierige Bergtour in eine abgelegene Gegend? Leider nein. Es gibt manches, was einfach nicht möglich ist alleine zu machen oder auch einfach nur dumm wäre. Bei manchen Touren am Berg wäre für mich Schluss, weil ich das Vertrauen in mich nicht hätte, dass ich diese schaffe. In einer Notsituation, insbesondere bei Touren in abgelegene Gegenden, will ich einfach die Sicherheit haben, dass eine zweite Person da wäre, die helfen könnte, wenn etwas passieren würde. Da zieht jeder so seine persönliche Grenze. Für manche sind Bergtouren, egal welcher Art, alleine kein Problem, für mich ist bei schwierigen Klettersteigen oder abgelegenen Wanderungen Schluss. Auch bei Gegenden, wo für alleine reisende Frauen eine Sicherheitswarnung ausgegeben ist, oder ich im Vorfeld gelesen habe, dass die Gegend gefährlich ist für alleine reisende Frauen würde ich mich nicht auf eine Reise ohne Begleitung machen.
Buchempfehlungen über Reisen alleine
Alleine zu verreisen wurde inzwischen zu einem kleinen Trend und viele Autoren erzählen in ihren Büchern davon. Einige davon will ich euch zeigen:
Amazon
So, jetzt aber genug Vor- und Nachteile aus meiner Sicht. Erzählt mir doch gerne auch eure Erfahrungen was dieses Thema betrifft in den Kommentaren!
PS: Die Bilder hier in dem Beitrag wurden alle auf Reisen alleine aufgenommen 😉
PPS: Am liebsten verreise ich übrigens mit meinem Freund, weil wir beide kompromissbereit sind und darüber reden, wenn uns etwas nervt.
2 Kommentare
Was für ein toller Beitrag, der sehr viele Aspekte des Alleinreisens beinhaltet. Ich habe immer gesagt „Lieber alleine reisen als gar nicht zu reisen.“. Immer darauf zu warten, dass jemand genau um die gleiche Zeit Urlaub kriegt und genau an dieselben Orte möchte, klappt nicht immer wie man sich das wünscht und da würde ich jederzeit lieber alleine losziehen, als die Reise ständig aufzuschieben.
Wenn man jemanden gefunden hat, mit dem das Reisen super harmoniert und wo beide bereit sind, Kompromisse einzugehen, bevorzuge ich immer das Reisen zu zweit. Die Eindrücke und Erlebnisse zu teilen ist halt doch das schönste =). Alleinreisen hat aber definitiv den Vorteil, dass man an sich wächst und sehr viele Momente viel intensiver wahrnimmt. Ein Mix aus beidem ist doch perfekt =D
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Selina
Hi Selina,
Ja genau, ich bin da genau deiner Meinung 🙂 Besser alleine als gar nicht. Das erfordert natürlich Anfangs Mut, aber man lernt dazu.
Ich habe ein paar Mal einfach die Erfahrung gemacht, dass ein falscher Reisepartner (egal wie gern man die Person sonst hat) für eine Reise echt eine Katastrophe sein kann und es in Frust, Ärger und Streitereien ausartet und das hat mich so frustriert, dass ich das nicht mehr möchte. Nicht umsonst heißt es für Paare, dass man einmal einen gemeinsamen Urlaub ausprobieren sollte, bevor man ein Haus gemeinsam kauft 😀 Aber wenn man den richtigen Reisepartner gefunden hat (wie in meinem Fall mein Freund oder auch meine Mama), dann finde ich auch eine Reise zu zweit viel viel besser, eben weil man Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen gemeinsam macht und hat 🙂
Manches mache ich dennoch gerne alleine – vor allem wenn es um meine Bloggerreisen geht oder wenn ich mich im Zuge der Reise vorort dann mit Freunden/Bekannten treffen will. Da passt es dann oft nicht, dass ich mit meinem Freund gemeinsam antanze 🙂
Lg Sabrina