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Asthma, diese schleichende Krankheit, die plötzlich da ist und gekommen ist, um zu bleiben. Ich schreibe hier auf meinem Blog ja viel über meine Wandertouren und Klettersteige und nehme euch gerne mit in die Natur und wahrscheinlich würden nur wenige von euch denken, dass ich als junge, sportliche Frau, mit einer hartnäckigen und lästigen Krankheit zu kämpfen habe. Aber Asthma betrifft viele und am Welt-Asthma-Tag wird dafür Bewusstsein geschaffen. Ich freue mich, dass ich heuer auch Teil davon sein darf und euch zeigen darf, wie ich es trotz Asthma schaffe, einfach frei zu leben und zu atmen.
Welt-Asthma-Tag ist am 05. Mai 2021 und wurde durch die Global Initiative for Asthma geschaffen.
Kurze Erklärung: Was ist Asthma und wie macht sich Asthma bemerkbar?
Asthma ist eine dauerhafte Erkrankung der Atemwege bzw. der Bronchien, weshalb man mit Asthma, insbesondere bei Belastung, Probleme mit der Atmung hat. Das kann sich ganz unterschiedlich bemerkbar machen, indem die Lungenfunktion deutlich geschwächt ist, oder indem man plötzlich sehr starken Hustenreiz und Atembeschwerden hat. Sehr prägend ist auch das „Pfeifen“ beim Atmen, das auch ich in den ersten Jahren häufig hatte.
Meine Leidensgeschichte mit Asthma
Asthma kommt schleichend und die Diagnose dauert häufig sehr lange. Deshalb ist der Welt-Asthma-Tag so wichtig, vielleicht hat der ein oder andere unter euch ja auch ähnliche Probleme?
Ich war eigentlich immer sehr sportlich. Als Kind ging es viel an den Spielplatz, an den Kletterturm, ich turnte überall herum, war im Schwimmverein, ging Eislaufen und Schi fahren. Mit 13-14 Jahren dann aber begann ich plötzlich häufig krank zu sein und vor allem hatte ich immer starken Husten, der wochenlang nicht weg ging. Das war lästig und unangenehm, aber man bekam eben Antibiotika oder andere Mittel und wird schon gut sein. Mit 15-16 dann wollte ich als Sportausgleich ein bisschen laufen und hatte dabei aber überhaupt keinen Spaß, weil ich mit der Luft zu kämpfen hatte, sodass ich das relativ schnell wieder verworf. Wie in dem Alter so üblich waren ohnehin die Parties wichtiger.
Ein paar weitere hartnäckige Erkältungen später überwies mich meine Hausärztin schließlich an meinen Lungenarzt, um den Husten abzuklären. Dabei gab es volles Programm: Allergietest, Lungenvolumen und einiges von dem ich als Laie nachwievor nicht viel verstehe. Nach einigen Lungenfunktionstests sah mich die Schwester vom Lungenarzt verwirrt an, entschied sich dann für weitere Tests und eine Stunde später bekam ich die Diagnose wie ein Holzbrett an den Kopf geworfen: Die diversen Tests würden ein deutliches Belastungsasthma zeigen. Das bedeutet, dass ich im Ruhezustand nicht die beste Lungenfunktion habe, die typischen Asthmasymptome aber erst bei Belastung auftreten.
Der Schock nach der Diagnose Asthma
Wie in Trance ging ich damals heim, irgendwelche bunten komischen Sprays im Gepäck, ein Schock für mich. Asthma? Das bekommen doch nur diese Kinder, die sich keinen Millimeter bewegen oder alte Leute? Wie kann so etwas mich treffen? Ich konnte mir das nicht erklären, aber es erklärte diesen lästigen Husten und dass ich immer schnaubte wie ein gestrandetes Walross, wenn ich laufen ging.
Der (sehr freundliche) Lungenarzt machte mir Mut: Seiner Meinung nach könnte ich mein Belastungsasthma mit etwas Ausdauersport so weit in Griff bekommen, dass ich mich wohlfühlen würde. Also versuchte ich es.
Der Weg zurück – Frei atmen und Sport trotz Asthma
In der Zeit meiner Asthmadiagnose war Facebook ein absoluter Renner und ich wollte unbedingt wieder sportlich aktiver und freier werden, wusste aber nicht wie. In meiner Verzweiflung postete ich einen Facebook Post „Laufen mit Asthma: Wer hat Tipps?“. Und siehe da, etliche gute Freunde und Bekannte von mir konnten mir wertvolle Tipps liefern. Und ich musste erkennen, wie viele Menschen Asthma haben und dass man es den Leuten nicht ankennt, denn ich wusste von kaum jemanden davon, dass sie von Asthma betroffen sind. Das machte mir Mut. Ich beherzigte viele der Tipps und konnte erste Erfolge sehen.
Die Tipps für Asthma und Sport, die ich damals bekam und die mir geholfen haben, waren folgende:
- Sport bei kalten Temperaturen und trockener Luft ist problematisch, weil da die Lungenfunktion noch schlechter ist
- Nach / Bei Regen im Sommer laufen mit Asthma ist befreiend, weil die Luft da gereinigt und feucht ist.
- Anfangs ein paar Meter laufen, dann ein paar Meter gehen und die Distanzen mit der Zeit einfach steigern
- Die ersten 10-15 Minuten muss die Lunge sich an die Belastung gewöhnen, dann wird es besser
- Zu Beginn ärztlich abklären lassen, ob es Sinn macht, den Asthmaspray vor der sportlichen Betätigung zu nehmen
Ich begann also mit langsamen regelmäßigen Lauftraining, anfangs lief ich 300 Meter, dann ging ich wieder 100 Meter und nach 3km war ich ohnehin fix und fertig. Irgendwann konnte ich diese 3 Kilometer am Stück laufen, ein Highlight für mich. Das regelmäßige Training aber hat sich gelohnt – 1-2 Jahre später lief ich bei einem 5 Kilometer Lauf mit und konnte sogar eine tolle Zeit hinlegen und auch wenig später einen kleinen Triathlon kurzer Distanz und einen Marathon im Inline Skating absolvieren. Fantastisch, ich fühlte mich wieder richtig frei.
Ein weiteres Highlight: Seit dem regelmäßigen Training benötige ich meinen Asthmaspray nur mehr ganz selten, für den Notfall ist er aber immer mit.
Wandern mit Asthma
Die Wanderleidenschaft habe ich sehr spät entdeckt und hier bekam ich dann bei den ersten Wandertouren eine richtige Realitäts“watschn“, denn auch wenn das Laufen inzwischen super klappte, beim Wandern hatte ich anfangs grundsätzlich das Gefühl, dass ich ersticke. Ich hasste es. Jeden Schritt hasste ich, aber ich hatte mich in Klettersteige verliebt und musste meine Kondition und vor allem meine Lunge trainieren, um die Zustiege zum Klettersteig bewältigen zu können. Und es klappte. Jetzt, einige Jahre später, merke ich bei gutem Asthmawetter (nicht zu kalte oder trockene Luft) kaum noch, dass ich hier einmal Probleme hatte, einzig bei kalten Temperaturen wirft es mich regelmäßig aus der Bahn. Immerhin komme ich so nicht in Versuchung, mir Tourenschi zu kaufen und auch im Winter immer unterwegs zu sein.
Alles in allem fühle ich mich wieder frei und kann einfach wieder atmen.
Woher kam nun mein Asthma?
Familiär bedingt habe ich nicht unbedingt die besten Gene, was die Lunge betrifft. Meine Mutter hat starkes Asthma, viele Allergien, auch mein Vater hat, trotz viel Sport, immer wieder mit der Luft zu kämpfen. Zudem hab ich jahrelang unentdeckt mit vielen Schimmelsporen im Zimmer gewohnt – hinter dem Einbauschrank konnte sich leider ein Wasserfleck unentdeckt ausbreiten und wurde erst entdeckt, als der Einbauschrank optisch nicht mehr so der Renner war und ausgetauscht wurde. Es könnte also auch sein, dass das das Asthma gefördert hat.
Coronaerkrankung und Asthma
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das Thema Corona in Kombination mit meinem Asthma mental nicht belastet hätte. Ich hielt mich an die Regeln, denn ich wollte nicht an Corona erkranken, hoffte aber, dass ich es halbwegs gut wegstecken würde, vor allem, nachdem eigentlich generell bekannt wurde, dass die anfängliche Befürchtung, dass Corona für Asthmatiker noch problematischer ist, sich nicht bestätigte.
Nun habe ich inzwischen eine Corona Infektion hinter mir gehabt und die Infektion per se recht gut weggesteckt, allerdings leichte Long Covid Symptome entwickelt. Atemnot, starke Ermüdungserscheinungen, Erschöpfung und vor allem Herzrasen machten mir zu schaffen. Das lässt sich aber wohl nicht auf das Asthma zurückzuführen, aber dennoch hat es mich stark eingeschränkt und vor allem eines: Angst gemacht. Ich hoffe sehr, dass die Corona Situation allgemein wieder besser wird und wir auch hier wieder frei leben können.
Mein Fazit nach 15 Jahren mit der Diagnose Asthma
Durch meine Asthma-Erkrankung und meinen Kreuzbandriss vor ein paar Jahren habe ich auf jeden Fall gelernt, dass es nicht selbstverständlich ist, dass der Körper alles mitmacht, aber dass man es mit Training, Motivation und vor allem einfach positiven Gedanken und motivierenden Freunden schaffen kann, diese Probleme in Schach zu halten. Mein Knie wird nie wieder so stabil sein wie früher und es zwickt und zwackt immer wieder einmal und schmerzt in starker Kälte. Auch meine Lunge wird sich nie komplett erholen und seit ich Asthma habe bin ich viel anfälliger für Erkältungen bzw. bleiben diese lange mit einem hartnäckigen, für Fremde schlimm klingenden Husten. Und oft ist es frustrierend, wenn ich sehe, wie Freunde, die weniger Sport treiben, nicht schnauben wie ein Walross beim Sport, aber dennoch, ich bin überglücklich, dass ich solche Momente erleben kann und jedes Mal wieder stolz, wenn ich am Gipfel angekommen bin und Knie und Lunge durchgehalten haben und sich das Training ausgezahlt hat.
Glaube und Training versetzt Berge. Oder versetzt mich auf den Gipfel eines Berges.
Weitere Infos zum Thema Asthma könnt ihr bei der Awareness Kampagne #AsthmaimDialog2021 #Freiatmen #Atemsichten bekommen.
Der Beitrag entstand im Zuge der Awareness Kampagne #AsthmaimDialog2021 und spiegelt meine Erfahrung mit Asthma wider. Asthma kann sich unterschiedlich auswirken, je nachdem wie weit du betroffen bist, kann es ganz andere Auswirkungen haben. Aber ich hoffe ich konnte damit ein bisschen zeigen, dass eine Asthma Erkrankung zwar häufig und teilweise unbekannt verläuft, aber ein Leben mit Asthma nicht unbedingt bedeutet, dass man Einschränkungen haben muss.
4 Kommentare
Servus Sabi!
Klasse, dass du so offen über dein Asthma schreibst, denn damit machst du vielen anderen Mut, über ihre Erkrankungen zu sprechen!
Und über Erkrankungen zu reden, insbesondere wenn sie chronisch sind, kann sehr gut sein. Zum einen, weil man merkt, dass es gar nicht so wenige „da draußen“ gibt, die ähnliche Beschwerden haben und zum anderen, weil man durch Gespräche immer wieder einmal hilfreiche Tipps bekommt.
Liebe Grüße
Horst
Hi Horst,
Ja das finde ich auch – ein offener Zugang zu egal welcher Krankheit ist einfach der beste Weg. Sei es psychisch oder physisch, ich finde immer wichtig, dass einem bewusst wird, egal mit welcher Krankheit, man ist nicht weniger wert, nur weil man in irgendeiner Weise beeinträchtigt ist. Und man kann vielleicht ein paar Tipps holen, wie man mit der Erkrankung leben kann (egal welche), Austausch ist einfach so wichtig.
Lg Sabrina
Hi Sabrina,
ein super interessanter Beitrag, der Betroffenen sicher Mut macht!
Schön zu sehen, dass trotz der Erkrankung sportliche Herausforderungen für dich kein Problem sind.
Ich persönlich freue mich natürlich besonders über deinen Halbmarathon mit den Inline Skates, da das ja eine große Leidenschaft von mir ist. 🙂
Auch meine Familie (besonders auf väterlicher Seite) ist oder war von diversen Lungenerkrankungen betroffen. Bei meinem Vater ist dann im Alter von 60 Jahren eine schwere COPD mit Lungenemphysem diagnostiziert worden, obwohl er sein Leben lang Nichtraucher war. Weil das recht untypisch ist, hat man ihn auf einen Alpha-1 Antitrypsin-Mangel getestet – mit positivem Ergebnis (hier wird die Erkrankung gut beschrieben: alpha1-deutschland.org/alpha-1-antitrypsinmangel). Da es sich hierbei um einen Gendefekt handelt, haben sich auch meine Schwester und ich testen lassen – ebenfalls positiv. Der Gentest kann übrigens bei jedem Hausarzt durchgeführt werden. Wenn wir weiterhin Nichtraucherinnen bleiben, Infekte vermeiden und Ausdauersport betreiben, stehen unsere Chancen allerdings nicht schlecht, ohne Einschränkung der Lungenfunktion alt zu werden.
Dennoch kann ich nachvollziehen, dass dir die Corona-Infektion ziemliche Sorgen bereitet hat. Man kann den Verlauf mit einer Vorerkrankung einfach nicht einschätzen. Zum Glück geht es dir ja langsam wieder besser! 🙂
LG, Nadine
Hi Nadine,
Danke, das freut mich – ja das mit den Skates ist super, das ist eine der Sportarten die halt auch viel mit Kraft zu tun hat, da tu ich mir generell mit der Luft leichter.
Uh wow, das klingt schlimm, ich hoffe deinem Vater geht es damit halbwegs gut und ihr könnt es wirklich ohne große Einschränkungen schaffen. Das war sicher für euch ein Schlag ins Gesicht 🙁 Das tut mir sehr leid, aber ich bin sicher, ihr packt das.
Ja genau, ich war eben im Vorhinein schon besorgt, aber glücklicherweise wirds wieder 🙂
Danke dir!
Lg Sabi