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Der Schichtvulkan Rinjani auf Lombok ist der zweithöchste Vulkan in Indonesien und kann in einer 2-, 3- oder mehrtägigen Tour bestiegen werden. Ich habe mich im November 2024 auf die abenteuerliche 3 tägige Tour begeben und möchte euch davon nun berichten.
2- oder 3-tägige Tour auf den Rinjani?
Ich hatte mich vorab relativ lange mit der Frage beschäftigt, ob ich eine 2- oder 3-tägige Tour auf den Rinjani wählen möchte. Die ersten 1 ½ Tage sind nämlich bei beiden Touren gleich: Aufstieg ins Camp an Tag 1, Aufstieg auf den Kraterrand zu Sonnenaufgang an Tag 2, anschließend Abstieg ins & Frühstück im Camp.
Nach dem Frühstück geht es nun bei der 2-tägigen Tour wieder die gesamte restliche Route vom Camp bis ins Tal.
Bei der 3-tägigen Tour startet man nun mit dem Abstieg vom Sembalun Kraterrand-Camp in den Krater, der auf ca. 2000m liegt. Nun macht man am Kratersee eine kurze Pause und besucht einen Wasserfall, der mit heißem Wasser aus einer Quelle gespeist wird. Hier kann man ein bisschen im Wasser baden und anschließend folgt der Anstieg von rund 640hm in das Camp am Kraterrand auf der anderen Seite (Senaru). Hier hat man wieder einen Sonnenuntergang & Sonnenaufgang, bevor es an Tag 3 ins Tal nach Senaru auf 601m geht.
Die 2-tägige Tour wird allgemein als anstrengender beschrieben, weil man an Tag 2 so viele Höhenmeter bergab geht (nämlich die gesamte Strecke vom Gipfel bis ins Tal). ABER ich bin der Meinung, dass die 3-tägige Tour an Tag 2 mindestens genauso anstrengend, wenn nicht sogar noch anstrengender ist, da man hier wieder einen ziemlichen Gegenanstieg hat und auch der Abstieg in den Krater bereits lange dauert. Zudem hat man an Tag 3 dann einen langen Abstieg.
Ich persönlich fand die 3 Tage spannend, weil man eben auch noch den Kratersee und den Wasserfall dabei hat, aber wer nicht so fit ist, dem würde ich definitiv die 2-tägige Tour empfehlen!

Die persönlichen Herausforderungen bei einer Wanderung auf den Rinjani
Die sportliche Herausforderung
2600 Höhenmeter bergauf, davon ~ 1/3 auf Vulkangestein, das nicht viel Grip bietet und wegen dem das Motto „2 Schritte vor, 1 zurück“ meist zutrifft – das fordert. Eine gewisse Grundfitness muss man für die Tour auf den Gipfel des Rinjani auf jeden Fall mitbringen. Aber das Gute an der Tour auf den Rinjani: Sobald man im Camp angekommen ist, hat man bereits einen Ausblick in den Krater und sollte man die Wanderung auf den Gipfel am nächsten Tag nicht mehr anstreben wollen, ist es dennoch schon ein Highlight.
Die Höhe
Der Gipfel des Rinjani liegt auf 3726 Meter und das ist definitiv nicht zu unterschätzen. Ab ~ 3000m (teilweise sogar darunter) kann man allgemein höhenkrank werden. Das Thema habe ich bereits in anderen Artikeln (u.a. in meinen Peru Blogposts) mehrfach angeschnitten, auch hier will ich darauf hinweisen. Man sollte sich natürlich im Vorhinein nicht stressen bezüglich der Höhe, weil man ohnehin nie weiß, wie der Körper reagieren wird, da das immer unterschiedlich sein kann. Wichtig ist aber, dass man die Anzeichen nicht ignoriert und vor allem nicht unterschätzt. Das Camp liegt deutlich niedriger, im Notfall wird ein Abstieg empfohlen. Beginnend mit Kopfschmerzen über Schwindel bis zu Atemnot und Erbrechen – spätestens hier sollte man die Wanderung auf den Gipfel abbrechen und ins Camp absteigen.


Reisebericht – meine persönliche Erfahrung mit dem Rinjani
Die Vorbereitung
Als kleiner Vulkanfreak hatte ich mich extrem gefreut auf meine Wanderung auf den Rinjani und war so glücklich, dass ich dann im November 2025 endlich die Tour aufnehmen konnte. 2-3 Tage davor dann der Supergau – ich fühle mich, als würde ich eine leichte Erkältung ausbrühen. Also ist viel Bettruhe angesagt, viel auskurieren und so wache ich am Tage der Wanderung topfit auf und bin bereit für die Tour. In der Früh gibt es noch ein herzhaftes Frühstück, bevor mich der Fahrer abholt und zum Ausgangspunkt bringt. Hier muss man noch einen kleinen medizinischen Checkup bestehen – Pulsmessung und Abfrage der medizinischen Daten, aber typisch indonesisch, also nicht sehr genau…. Egal, ich bin ja ohnehin fit und bereit, genügend Wandererfahrung mit langen Touren bringe ich auch mit. Nach dem Checkup dann der nächste Stopp – die Permits für die Wanderung müssen noch ausgestellt werden, dabei wird jede Person einzeln aufgerufen und man muss seinen Ausweis vorzeigen, eine digitale Kopie genügt bei uns. Dann wird unsere Gruppe mit dem Auto einige Kilometer zum Startpunkt der Wandertour gebracht.



Der Aufstieg ins Camp
Wir sind eine nette kleine internationale Gruppe und auf den relativ flachen ersten Kilometern unterhalten wir uns alle angeregt miteinander. Bei der Mittagspause beobachten uns kleine Äffchen, die frech ein bisschen Essen ergaunerten. Danach geht es für uns erst richtig los, denn ab jetzt starteten die Höhenmeter. Immer wieder überholten uns Porter, die das Equipment vieler Touristen schleppten. Die Landschaft wird hier immer grüner, man kann klar den vulkanischen Ursprung erkennen. Wir haben leider einen nebelverhangenen Tag erwischt, teilweise tröpfelt es leicht. Aber das und die anstrengenden Höhenmeter können die gute Laune nicht vertreiben. Inzwischen haben wir uns aufgeteilt, eine sehr flotte Gruppe lauft vorne weg, dazwischen immer wieder kleinere Grüppchen. Nach 1500 Höhenmeter kommen wir alle verschwitzt im Camp an und hoffen auf eine Aussicht in den Krater, werden aber enttäuscht – der Nebel lässt an diesem Tag keinen Ausblick mehr zu. Nach einem Abendessen geht es für uns alle ins Bett – Tagwache am nächsten Tag um 01:00.



Aufstieg auf den Gipfel
Verschlafen taumeln wir alle aus den Zelten, rund 1100 Höhenmeter auf den Gipfel warten auf uns, rund 3 Stunden werden berechnet dafür, ich finde es ein bisschen knapp, aber der Guide meint, dass das schon geht… Ein paar aus der Gruppe trödeln im Camp noch extrem herum, deshalb entscheide ich mich, dass ich schon mal vorgehe, denn ich will den Sonnenaufgang auf keinen Fall verpassen. Und das ist gut so, denn die Zeit ist bitter nötig. Schon zu Beginn kämpfen alle Wanderer, selbst die schnelle Gruppe vom Vortag, weil der Untergrund mit dem Vulkansand so leicht nachgibt und das Prinzip „2 Schritte vor, 1 zurück“ ziemlich flott eintritt. Bis auf eine Höhe von 3300 Meter läuft es ziemlich rund für mich und ich bin relativ flott unterwegs, leider habe ich ab da an mit der Höhe zu kämpfen, vor allem Schwindel macht mir zu schaffen. Ich mache auf dem Weg mehrere Pausen und trinke viel Wasser, um dem entgegenzuwirken. Scheinbar regeneriert sich der Körper, denn ab 3600 Höhenmeter geht alles wieder ganz leicht und dort wo jetzt alle anderen kämpfen, weil es hier ziemlich steil ist und man wegen dem Vulkansand immer wieder zurückrutscht, spaziere ich gemütlich bis auf den Gipfel und das nicht zu früh – keine 2 Minuten später geht die Sonne auf. Am Gipfel ist es ein absoluter Traum und da noch nicht alle von unserer Gruppe da sind, können wir es auch wirklich lange genießen, bevor es an den Abstieg ins Camp geht. Der Abstieg ist leicht und schnell – im Vulkansand lässt es sich auch mit lädierten Knien hervorragend ein bisschen laufen.





Abstieg in den Krater
Im Camp genießen wir dann unser Frühstück, anschließend wird alles zusammengepackt und wir beginnen mit dem Abstieg in den Krater. Der Weg fühlte sich für mich endlos an, weil hier auch teilweise die Bodenbeschaffenheit so schlecht ist und man über Stock und Stein klettern muss und der Körper natürlich müde ist von der bisherigen Tour. Irgendwann kommen wir endlich am Kratersee an und machen dort eine Pause und genießen den Wasserfall mit heißer Quelle. Ab hier wird es allerdings für mich extrem unlustig, denn offenbar habe ich meine kleine Erkältung von den Tagen davor nur ein bisschen „überdaucht“… Ich beginne, krank zu werden. Es startet mit Schnupfen, Husten und einem allgemeinen Schlappheitsgefühl. Glücklicherweise entscheidet sich meine Gruppe gegen den Aufstieg ins nächste Camp am Senaru Crater Rim, a) weil alle völllig fertig sind und b) hätten wir vermutlich ohnehin nicht gehen können weil auf Höhe des Camps ein Waldbrand im Gange ist. Also steigen wir vom Kratersee aus weiter ab in Richtung Torean. Mir geht es leider im 5-Minuten Takt schlechter, im Camp angekommen habe ich dann bereits Fieber und falle völlig erschöpft in mein Zelt.





Abstieg nach Torean
Der nächste Tag startet für mich etwas besser, als der vorige geendet hat, aber ich bin immer noch völlig krank. Das Fieber ist weg, die Gliederschmerzen und alle anderen Symptome eines grippalen Infekts quälen mich die restlichen 5 Stunden des Abstiegs. Da es hier wirklich überhaupt keine Infrastruktur gibt, kann ich leider nichts anderes machen, als mit meiner Gruppe abzusteigen. Hat man am Berg einen ernsthaften Notfall (gebrochenes Bein zB), wird man von der „Bergrettung“ ins Tal getragen. Einen Hubschrauber gibt es hier nicht.


Positiv ins Auge stechen mir an diesem Tag die vielen Einheimischen, die uns entgegen kommen und zum Kratersee aufsteigen. Da dieser Weg weniger von Touristen frequentiert ist, kommt man immer sofort ins Gespräch, alle wollen wissen, wo wir herkommen und wie es uns in ihrem Land gefällt. Außerdem befindet sich ein sehr schöner Wasserfall am Weg, auf den man vom Weg hinab blickt. In einem kleinen Rastbereich gibt es für uns noch Mittagessen, bevor es an den restlichen Abstieg geht, wo ich mich zum erstmöglichen Zeitpunkt von einem Motorrad ins Tal bringen lasse.


Meine Tipps für die Wanderung auf den Rinjani
- Unbedingt Stöcke ausborgen! Ich war so froh um meine Stöcke und alle, die keine hatten, haben extrem gekämpft auf dem Vulkansand.
- Packt genügend warme Kleidung ein, am Gipfel ist es früh morgens kalt
- Informiert euch im Vorhinein, ob euer Veranstalter das ganze Wasser bereitstellt. Wir bekamen Wasserflaschen, mussten einen Teil davon aber (logischerweise ;)) selbst tragen.
- Die Anreise nach Lombok ist am einfachsten mit der Fähre von Bali oder über den Flughafen
- Die meisten Tourenanbieter holen euch ab und bringen euch nach der Tour wieder wohin ihr wollt.
- Bucht euch für danach eine gemütliche Unterkunft, um ein bisschen zu entspannen. Passende Unterkünfte gibt’s auf booking.com.
Zu meiner Wander-Packliste geht es hier entlang
Die Schattenseiten bei einer Wanderung auf den Rinjani
Die ungerechte Bezahlung der Porter
Um am Rinjani zu übernachten, tragen Porter für die Touristen Zelte, Unterlagsmatten, Schlafsäcke, Essen und literweise Wasser Tag für Tag an den Kraterrand und bei längeren Touren in den Krater und an die verschiedenen Campingplätze. Das alles passiert fast immer in Flipflops. Ich habe mich mit unserem Guide darüber unterhalten und er hat mir erklärt, dass Flipflops nur rund 1 Euro kosten und ca. 1-2 Touren schaffen, vs. Sneaker im günstigen Preissegment mit 30 Euro nur rund 5-10 Touren und Sportsneaker im teuren Preissegment mit 80 Euro rund 10-20 Touren auf dem scharfen Vulkansand aushalten. Laut ihm ist nämlich die Abnutzung der Schuhe enorm. Deshalb, und, weil sie heillos unterbezahlt sind, investieren die Porter nicht in gutes Schuhwerk.

Der Müll
Der Rinjani hat leider weltweite Berühmtheit erlangt, als Videos vom Camp die Runde machten. Und das nicht, weil der Ausblick in den Krater so schön ist, sondern weil hier ein massives Müllproblem herrscht. Da die Porter alles am Rücken tragen müssen und in Indonesien allgemein eine schlechte Müllkultur herrscht, werfen sie teilweise den Müll einfach in die Natur. Aber natürlich nicht nur Porter, auch genug Touristen lassen hier tagtäglich ihren Müll liegen. Inzwischen haben es sich manche Veranstalter zur Aufgabe gemacht, Müll einzusammeln und abzutransportieren und angeblich wird mit den teuren Eintritten in den Park eine regelmäßige Müllbeseitigung finanziert, aber ich bin ehrlich: Im Bereich des Camps ist es wirklich vermüllt. Wobei eines noch viel schlimmer ist:


Der Gestank
Das Camp auf 2639 Meter ist weit weg von Luxus und hier kommt es zu einem Problem, denn es gibt hier keine sanitäre Versorgung. Die „sanitären Anlagen“ werden täglich neu „erbaut“ und wieder „abgebaut“… Soll heißen – hier wird ein Loch gegraben, ein Zelt rundum gestellt und wenn man Glück hat, wird das Loch wieder zugebuddelt, was an sich schon ein Wahnsinn ist – viele der Toilettenlöcher bleiben aber auch einfach offen stehen und so kann es in der Nacht beim Gang durchaus passieren, dass man wortwörtlich in Scheiße steigt……….. Dazu kommt natürlich der Gestank, den die Ausscheidungen hunderter Touristen täglich in der prallen Sonne ausstrahlen. Es war tatsächlich das erste, das mir aufgefallen ist, als wir im Camp ankamen und hier gibt’s auch nichts zu beschönigen.

Was kann ich tun, um die Porter und die Müllbehebung zu unterstützen?
Ich finde es wirklich schade, dass hier bisher keine bessere Lösung aufkam, auch zum Thema Porter könnte man das sicher optimieren, aber Indonesien ist (leider) ein Dritte-Welt-Land, in dem auf die Gesundheit und Natur wenig geachtet wird, weil hier einfach ums tägliche finanzielle Überleben gekämpft wird.
Als Reisende(r) in einem solchen Land hat man es dennoch ein bisschen in der Hand, zum Beispiel indem man sich einen Veranstalter aussucht, der mehr Porter einsetzt, damit diese nicht so schwer tragen muss, der diese fair bezahlt und auf Müllentfernung achtet. Leider ist es aber schwer, herauszufinden, welche Veranstalter Verantwortung übernehmen, ich hatte meinen Veranstalter nach diesen Kriterien ausgesucht und wurde dahingehend leider eher enttäuscht. Positiv ins Auge gestochen ist mir GreenRinjani, mit denen ich ohnehin ursprünglich die Tour machen wollte, die aber keine Gruppentour zu der Zeit anboten. Ich habe die verschiedenen Veranstalter aber ein bisschen beobachtet und sie waren wirklich die einzigen, die ihren kompletten Müll und den von anderen eingesammelt haben.


Mein Fazit zur Tour auf den Rinjani
Ja, der Rinjani ist wirklich ein wunderschöner Vulkan und dort zu Sonnenaufgang oben sitzen, war eine tolle Erfahrung! Auch das drumherum, die netten Leute, die wir trafen, es war wirklich schön. Die Müll- und Sanitärproblematik muss aber unbedingt irgendwie ein Ende finden, ebenso die Ausbeutung der Porter. Wie? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe dass der Rinjani künftig noch nachhaltiger wird, als es aktuell der Fall ist, auch wenn sich sicherlich schon viel gebessert hat.

