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Es gibt manche Berge, die einfach einen Eindruck hinterlassen. Sei es wegen ihrer Form, der Lage oder der Höhe. Der Traunstein ist einer dieser Berge. Der Weg nach oben ist steil, anstrengend und nicht unbedingt ungefährlich. Und doch gehen jedes Jahr tausende Wanderer über einen der drei Wege zum Gipfel.
Ursprungsbeitrag aus 2017, überarbeitet 2022
Der Traunstein am Traunsee
Vom oberösterreichischen Zentralraum kommend kann man den Traunstein bei guter Sicht eigentlich fast überall erspähen. Mit 1.691m Höhe ist er zwar nicht unbedingt sehr hoch, durch seine Lage aber inmitten vom Flachland erscheint der Berg massiv. Deshalb ist der Traunstein auch als „Wächter des Salzkammergut“ bekannt. Einsam steht er da am Ufer des Traunsee. Durch seine direkt in den See abfallenden steilen Wände und die einsame Lage ist der Traunstein einzigartig. Leider fordern aber die vielen Begehungen von Wanderern immer wieder ihr Tribut. Durch die anspruchsvollen Wanderwege gab es schon oft Unfälle auf dem Berg und viele Wanderer mussten bereits ihr Leben am Traunstein lassen.
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Die Wanderwege / Steige auf den Traunstein
Viele Wege führen nach Rom, 3 verschiedene (Wanderwege) aber nur auf den Traunstein. Durch die ausgesetzte Lage und die steil abfallenden Seiten gibt es nicht viele Ausweichmöglichkeiten.
Naturfreunde Steig
Der Naturfreunde Steig ist die üblichste Variante, um den Traunstein zu bezwingen. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, Kraft und Ausdauer sind dabei (wie eigentlich bei allen anderen Wegen) nötig.
Hans Hernler Steig
Westseitig führt der Hans Hernler Steig hinauf. Vom Schwierigkeitsgrad her ist der Steig/Weg ähnlich zum Naturfreunde Steig, hier gibt es aber auch die Möglichkeit, einen Teil der Strecke über den neuen Klettersteig (Schwierigkeit D) zu gehen.
Mairalmsteig
Der Mairalmsteig wird als der leichteste der 3 Wege beschrieben. Die meisten Wanderer nehmen den Mairalmsteig für den Abstieg. Unterschätzen darf man den Weg dennoch nicht, auch hier ist Trittsicherheit und Konzentration bei vielen Passagen gefragt.
Meine Touren auf den Traunstein
Seit ich denken kann, hat dieser Berg einen Eindruck bei mir hinterlassen. Als ich noch kleiner war, waren wir jedes Jahr im Sommer einmal in Gmunden unterwegs und der Traunstein hat damals schon eine faszinierende Anziehungskraft ausgeübt. Als ich dann begann, tatsächlich gerne wandern zu gehen, dauerte es nicht lange, bis der Name Traunstein einmal fiel, aber irgendwie hatte ich immer viel zu viel Schiss, da ich von den vielen abgestürzten Wanderern gehört hatte.
Inzwischen habe ich es aber schon 2x auf den Traunstein geschafft und meine Erfahrungen möchte ich hier teilen.
Bei der ersten Tour (Oktober 2017) mussten wir die Tour im Sommer mehrfach, meist wegen Schlechtwetter, verschieben. Dann haben wir es im Oktober endlich geschafft. Der Aufstieg war anstrengend, körperlich und auch geistig fordernd, aber die Aussicht vom Gipfel war fantastisch. Wir wählten für den Auf- und Abstieg den Mairalmsteig, da dieser am wenigsten ausgesetzt ist und angeblich am leichtesten sein soll. Außerdem hatten wir 2 Hunde mit, die wohl die anderen Steige nicht geschafft hätten.
Bei der zweiten Tour (Oktober 2022) ergab sich aus einem Gespräch, dass meine Tante einen zweiten Versuch wagen wollte – aber diesmal mit Übernachtung, um auch Sonnenuntergang und Sonnenaufgang am Traunstein genießen zu können. Und genau das wollte ich seit meiner ersten Wanderung auf den Traunstein unbedingt einmal machen. So ging es im Oktober dann über den Hernlersteig nach oben und zurück über die uns bereits bekannte Mairalm.
Über den Mairalmsteig auf den Traunstein
Die Tourdaten:
Aufstieg: 1101m
Länge: Knappe 5km
Dauer: 3-4h
Der Mairalmsteig startet einfach. Eine knappe Stunde geht man auf einem Waldweg ganz flach dahin (in Richtung Mairalm), bevor man zur Abzweigung zum eigentlichen Weg kommt. Auf dem Waldweg legt man ungefähr 200 Höhenmeter zurück, was dann doch (glücklicherweise) mehr war, als erwartet. Irgendwann zweigt man links ab und dann geht es sofort steil bergauf. Hier kann es rutschig sein, da es doch eher wenig auftrocknet in der kleinen Senke. Man geht anfangs über Stock und Stein, über ein paar eingebaute Holztrittstufen nach oben und hat nach relativ kurzer Zeit schon eine tolle Aussicht auf den Traunsee.
Nach einer Stunde in etwa kommt man zu etwas ausgesetzteren Stücken, wo man sich an Seilversicherungen halten kann. Hier findet man auch ein paar Gedenktafeln an abgestürzte Wanderer. Kurz nach den Seilversicherungen ist die einzige Wasserquelle auf dem Mairalmsteig, wo man noch einmal die Wasservorräte auffüllen kann. Etwas weniger steil geht es weiter bis zum letzten harten Anstieg, der es wirklich in sich hat. Inzwischen sind die Kraftreserven dann doch schon relativ aufgebraucht, aber hier muss man noch einmal die Zähne zusammenbeissen und mit voller Konzentration die letzte Wand meistern.
Oben angekommen dauert es noch einmal 15 Minuten, um zur Gmundner Hütte zu gelangen und eine halbe Stunde bis zum Gipfelkreuz. Auf dem Weg zum Gipfel war ich dann schon ziemlich kaputt und über die „Jausn“ (die österreichische Brotzeit) beim Gipfelkreuz froh. Die Aussicht vom Gipfel ist fantastisch und wir haben das noch etwas genossen, bevor wir noch auf ein kaltes Getränk zur Gmundner Hütte gingen und schlussendlich mit aufgefüllten Kraftreserven den Abstieg wagten.
Das erste Stück des Abstiegs war sehr mühsam, da man die Stöcke nicht wirklich verwenden kann und volle Konzentration gefordert ist. Einmal bei den Seilversicherungen vorbei, wird es aber schon leichter und auch nicht mehr ganz so furchteinflösend, wenn man bergab blickt. Unten angekommen durften wir uns noch den Sonnenuntergang und Alpenglühen beim Traunstein ansehen, bevor es wieder retour nach Hause ging.
Weitere Highlights im Salzkammergut findet ihr in meinem Beitrag zum Salzkammergut.
Über den Hernlersteig auf den Traunstein
Beim Hernlersteig auf den Traunstein muss man logischerweise die gleichen Höhenmeter hinter sich bringen, wie bei der Mairalm, aber auf weniger Kilometer. Der Steig gilt als gesichert – wer ein Klettersteigset mitnehmen möchte, hat viele Möglichkeiten, sich anzuhängen.
Der Einstieg erfolgt zwischen dem Gasthof Hoisn und dem Umkehrplatz am Fuße des Traunstein, ein bisschen unscheinbar direkt in den Wald. Anfangs steigt man einen gemütlichen Wanderweg in Richtung Kaltenbachwildnis auf. Nach ca. 15-20 Minuten zweigt man dann auf den Hernlersteig ab. Ich war an dieser Stelle überrascht, dass der Hernlersteig hier zwar 2-3 kleinere Seilversicherungen und ein paar Leitern hat, dann aber noch einige Zeit wirklich gemütlich auf einem Wald-Wanderweg dahin geht, bevor es wirklich ins steile Gelände geht. Mich persönlich hat das gefreut, dass ich nicht die kompletten 1250 Höhenmeter im steilen, schroffen Gelände hinter mich bringen muss :).
Eine schöne kleine Pause kann man dann beim „Dachsteinblick“ einlegen, der sich im Wald befindet und einen der ersten tollen Ausblicke auf den See bietet.
Anschließend folgt noch eine Weile der Weg durch den Wald, bevor es in deutlich schrofferes und auch steileres Gelände geht mit einigen seilversicherten Stellen (Bewertung A / B). Ab dem Brandgraben wird es wirklich deutlich ausgesetzter und steiler, hier kann man es durchaus als (leichten) Klettersteig ansehen. Ich hatte mein Klettersteigset vorsichtshalber mitgenommen und in diesen Passagen dann doch an einigen Stellen eingehängt, auch wenn es vermutlich nicht notwendig gewesen wäre. Aber „hüft’s ned, so schodt’s ned“.
Kurz unterhalb der Gmundnerhütte (ca. 150 Höhenmeter) zweigt dann der mit Schwierigkeit D bewertete Traunstein-Klettersteig ab, den ich an diesem Tag ausgelassen habe und bin stattdessen die Ursprungsroute gegangen bei der nun noch ein paar recht steile Seilversicherungen, ein paar flachere Stücke und 2-3 Leitern folgen, bevor man hinter der Gmundnerhütte herauskommt. Von hier sind es dann zum Gipfel noch ca. 20 Minuten.
Übernachtung auf einer der Hütten am Traunstein
Bei unserer zweiten Tour hatten wir ja eine Hüttenübernachtung eingeplant. Am Traunstein befinden sich 2 Hütten – die Gmundnerhütte liegt etwas höher und näher am Gipfel, das Naturfreundehaus liegt auf dem Traunkirchner Kogel etwas unterhalb der Gmundnerhütte (und ca. 50min weg vom Gipfel).
Wir entschieden uns für eine Übernachtung im Naturfreundehaus und es hat nicht enttäuscht. Die Hütte wurde erst 2013 & 2014 völlig saniert / neu gebaut und hier trifft einfach Gemütlichkeit auf absolute Moderne. Das Zimmer war super gemütlich. Ich liebe die Architektur und Einrichtung im Naturfreundehaus und der Inhaber hat uns auch mit tollem Abendessen und Frühstück versorgt und wir hatten einen sehr gemütlichen und lustigen Abend und einen schönen Ausblick auf den Sonnenaufgang direkt von der Hütte aus.
In der Gmundnerhütte waren wir bei unserem ersten Aufstieg um etwas zu essen und auch dort haben wir es geliebt. Ich denke, auch hier kann man mit einer Übernachtung nicht viel falsch machen. Von der Gmundnerhütte ist man um einiges schneller am Gipfel, wer also zu Sonnenaufgang zum Gipfel gehen möchte, den würde ich eher die Gmundnerhütte empfehlen.
Mein Fazit zur Wanderung auf den Traunstein
Für mich als Oberösterreicherin und begeisterte Wanderin ist die Begehung des Traunstein irgendwie so ein „Must do“. Ich war von der Aussicht auch überwältigt, der Wanderweg selbst war dann für mich eher durchwachsen beim ersten Mal. Bei der zweiten Tour war ich nicht 100% fit und dementsprechend anstrengend war es auch für mich, aber der Abstieg fühlte sich nicht mehr so schrecklich an – den hatte ich von der ersten Tour ganz schlimm in Erinnerung, vermutlich weil ich damals viel erschöpfter war und auch viele andere Leute mit uns abstiegen und ein ziemliches Gedränge an manchen Stellen war. Viele sagen ja, dass der Traunstein überbewertet wird und ich finde zum Teil stimmt das auch – der Weg ist für mich nicht unbedingt der schönste, insbesondere im Abstieg. Die Aussicht ist aber garantiert nicht überbewertet. Iin ich überglücklich, dass ich die Tour (nun bereits 2x) gemacht habe und dass nichts passiert ist. Danke an die Leute, mit denen ich unterwegs war – war echt eine super Erfahrung 🙂
10 Kommentare
Sehr schöne Impressionen und eine sehr schöne Wanderung! Den Traunstein kenne ich bisher nur vom Boden aus. Ein Wanderurlaub im Salzkammergut steht aber definitiv auf meiner Wunschliste – die Gegend ist ein Traum!
Danke Christine! Unbedingt, ich kann die Gegend schwer empfehlen! 🙂
Toller Bericht Sabrina:) kann das mit der tollen Truppe nur zurückgeben und es wär schön, wenn wir nächstes Jahr alle wieder wieder eine Tour gemeinsam machen würden, aber nicht mehr den Traunstein 😉 Ich werde ihn ihn Zukunft wieder aus der Ferne anhimmeln 😉 aber dieser Berg war wirklich eine besondere, unvergessliche Tour. Übrigens meine Daten liegen bei gesamt 17,3 km und 1353 hm.
Danke! Und danke für die Daten, das ist schon sehr interessant. Nächstes Jahr machen wir wieder eine Tour – mit Übernachtung, oder? 🙂
Wow. Wunderschöne Photos. ich war letztes Jahr am Traunstein. Der Berg fordert einen so richtig. Ich kann dir als Aufstieg den Hernlersteig empfehlen, und so arg ausgesetzt ist er jetzt auch nicht. Außerdem ein Vorteil: Der Steig liegt in der Früh bzw. Vormittag im Schatten. Und die Aussicht ist deutlich schöner als der Mairalmsteig. Letzterer ist für den Abstieg ideal, ja.
Liebe Grüße,
Jakob
Hallo Jakob,
Danke für den Kommentar – das ist gut zu wissen, vielleicht probier ich ja den mal rauf. Wir hatten eben ein Familienmitglied mit, die sich nicht über den Hernlersteig getraut hat (was ja auch völlig legitim ist), deshalb ging es für uns auf den Mairalmsteig rauf.
lg
Hab gerade meinen Kommentar aus 2017 gelesen 😂 aus der Ferne wurde wieder Nähe und dieses Mal war ich so begeistert, dass ich sicher wieder rauf will. Danke, dass du beide Male mit mir den Gipfel gerockt hast! War echt ein besonderes Erlebnis dieses Mal mit der Übernachtung.
Hihi cool, bin gespannt wann’s wieder rauf geht bei dir 😀
Jaaa, die Übernachtung war echt was besonderes, das würd ich sofort wieder so machen.
Toller Beitrag, Sabi!
Ich selbst habe es,
trotz der Nähe, noch nie raufgewagt – steht aber definitif auf meiner To Do Liste 😊
Die Fotos sind auch mega!
Liebe Grüße vom Blog nebenan – weiter so!
Hi Eli,
Vielen dank! 🙂 Wünsche dir eine tolle Wandertour!
LG